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AG Ingenieurökologie - Thomas ... jetzt Manager für Kreislaufwirtschaft & Qualitätssicherung in einem Baustoffunternehmen

Ehemalige Studierende erzählen

Thomas ... jetzt Manager für Kreislaufwirtschaft & Qualitätssicherung in einem Baustoffunternehmen

Thomas ... jetzt Manager für Kreislaufwirtschaft & Qualitätssicherung in einem Baustoffunternehmen

Thomas aus Sandau, nördlich von Stendal, hat 2022 sein Masterstudium der Ingenieurökologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal abgeschlossen. Mit seiner jungen Familie ist er Magdeburg treu geblieben und hat hier einen Job gefunden, der ihm Spaß macht – bei Cemex. Er ist verantwortlich für (mehr) Kreislaufwirtschaft und die Qualitätssicherung der mineralischen Rohstoffe im Unternehmen in Deutschland. Darauf lässt sich bauen! Cemex ist ein weltweit agierendes Baustoffunternehmen, das Zement, Transportbeton, mineralische Rohstoffe und Betonzusatzmittel produziert und vertreibt.

 

Interview vom September 2023

 

Warum fiel die Entscheidung für den Masterstudiengang Ingenieurökologie?

Mein Heimatort ist in der Nähe von Havelberg, ungefähr 100 Kilometer nördlich von Magdeburg. Nach dem Abi kam ich nach Magdeburg und nach einer Findungsphase begann ich Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal zu studieren. Das war spannend, aber ich wusste für mich, dass ich gerne mehr machen würde, als „immer nur mit den entstandenen Problematiken des Abfalls umzugehen“. Und genau dann hatte ich die Ingenieurökologie im Blick, die darauf fokussiert, wie man präventiv handeln kann. Wir haben zwar jetzt die Probleme der Abfälle, aber die wichtige Frage ist: was können wir machen, damit die Probleme in der Zukunft nicht mehr existieren?

Was hat das Studium der Ingenieurökologie fürs (Berufs)Leben gebracht?

Ich habe gelernt, mit komplexen Problemen und Sachverhalten umzugehen. Besonders bei umweltrelevanten Themen. Während des Studiums habe ich ein Verständnis für die aktuellen Herausforderungen entwickelt und gleichzeitig gelernt, wie ich schwierige Aufgaben bewältigen kann. Im Studium wurde auch ein Überblick über umweltrelevante Gesetze und Genehmigungen vermittelt, wovon ich aktuell sehr stark profitiere und auch dieses Wissen an Kollegen weitergeben kann.

Was sollte an der Hochschule in der Ingenieurökologie derzeit unbedingt im Blick behalten werden?

Was grundsätzlich sehr interessant ist, ist das Thema Vernetzung. Wenn ich beispielsweise ein Problem mit Düngemitteln oder zur Abfalleinstufung habe. An wen kann ich mich wenden? Google hilft leider nicht immer weiter. Die Kolleginnen und Kollegen wissen es bei neuen Sachverhalten oftmals auch nicht. Wie finde ich einen Weg zur Antwort? Es wäre cool, wenn man wüsste, wo sind eigentlich die anderen aus dem Studiengang gelandet? Ich glaube, es sollte eine stärkere Vernetzung zwischen dem Studiengang, Karriereservice und Alumni Center geben. Ich habe zum Beispiel meine Stellenausschreibung vom Career Center über eine Bekannte dort bekommen. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass so etwas hier an der Hochschule existiert.  

Ansonsten mit dem Studium: Ich hätte mir nichts anderes gewünscht. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.

Wie schwierig oder leicht war es nach dem Studium eine Arbeit zu finden?

Irgendwas zu finden, wäre leicht gewesen. Ich hatte jedoch recht hohe Anforderungen, da die Geburt meiner Tochter kurz bevorstand und mir auch wichtig war, regelmäßig im Homeoffice arbeiten zu können. Außerdem wollte ich nicht beim Thema Abfall bleiben, schließlich war das auch der Grund, warum ich mich für Ingenieurökologie entschieden habe. Ich glaube, ich habe an die zehn Bewerbungen geschrieben und hatte tatsächlich von fast allen eine Rückmeldung bekommen. Aber die Frage ist ja immer: In welchem Zeitraum? Ich glaube, die letzte Rückmeldung kam nach drei Monaten ... Ich hatte mich recht schnell für Cemex entschieden. Sie hatten sich zügig gemeldet, die Rahmenbedingungen haben gepasst, auch wenn es auf den ersten Blick wieder mehr Abfall war, als ich eigentlich wollte. Aber ich habe gedacht: das ist eine Industrie, die macht Bauchschmerzen, ist ein Klimakiller. Aber wenn es dort funktioniert, habe ich einen großen Hebel.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Wir haben über zehn Kieswerke und Steinbrüche. Dort überwache ich die Qualitätssicherung unserer Bauprodukte, das heißt Kiese, Splitte, Sande. Die setzen wir unter Beachtung der entsprechenden DIN-Normen für die Nutzung in Asphalt und Beton ein. Wir führen an den Abbauorten Werksproduktionskontrollen durch, und davon bin ich der Leiter. Das heißt, ich gucke vor Ort: Wird regelmäßig geprüft? Wie sind die Ergebnisse der Prüfung? Wenn es Abweichungen gibt, wie gehen wir damit um? Welche Software nutzen wir dafür? Welche Mitarbeiter müssen geschult werden? Stehen neue Regelwerke an? Das ist die Hälfte meiner Arbeitszeit.

Die andere Hälfte ist das Thema Kreislaufwirtschaft. Wo lässt sich hier wirklich ansetzen? Was für innovative Ideen gibt es? Was für konservative Ideen gibt es schon in der Wirtschaft, die wir noch nicht übernommen haben? Gerade ist das Thema CO2 in aller Munde. Wie kann Beton und Zement CO2-ärmer produziert werden? Wie kann ich generell Ressourcen schonen, indem ich Alternativen nutze? Zum Beispiel Abfallstoffe aus anderen Industrien, die sonst deponiert werden.

Dann gibt es noch ganz aktuell das Thema der Ersatzbaustoffverordnung. Hier wurde ein Rahmen geschaffen, der die Herstellung und den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffe deutschlandweit regelt. Auch dies werde ich künftig stärker in das Tagesgeschäft integrieren, da ich die Schnittmenge mit der Qualitätssicherung habe. Hier kann ich schauen: Wie können wir unsere eigenen Ersatzbaustoffe herstellen? Was für eine Qualitätssicherung müsste dahinterstehen? Wie ist da die Gesetzeslage? So ergänzen sich meine beiden Teilbereiche im Job sehr gut.

Welche "realen Schwierigkeiten" zeigen sich bei der Arbeit?

Zu priorisieren ist die größte Herausforderung! Ich habe ganz viele Ideen, ich habe ganz viele Aufgaben, ich habe ganz viele tolle Kollegen und dazu auch viel Behördenkontakt. Dazu kommen noch zahlreiche Anrufe aus dem Tagesgeschäft. Hierbei zu priorisieren und zu sagen, was muss jetzt eigentlich diese Woche geschehen? Was hat bis nächste Woche Zeit? Dies ist aktuell eine der schwierigsten Aufgaben. Und natürlich soll das Privatleben nicht darunter leiden. Besonders bei mehrtägigen Dienstreisen. Glücklicherweise bin ich dafür im Allgemeinen sehr flexibel in meiner Arbeitszeit. Das ist gleichzeitig ein Vor- und Nachteil. Dadurch arbeite ich auch noch oftmals abends, kann mir aber am Tag wiederum mal Zeit fürs Kind nehmen, wenn gerade kein Termin ansteht.

Welche Perspektiven eröffnen sich heute für Studierende der Ingenieurökologie?

Alles, was mit Umwelt zu tun hat. Grundsätzlich ist ein Studium in meinen Augen eine allgemeine Ausrichtung. Es gibt ein sehr gutes, breites Verständnis zu dem Thema Umwelt mit etwas Ingenieurausrichtung. Das heißt, ich weiß, wie ich mit Excel umgehe, ich weiß, wie ich mathematische Sachen berechnen kann und von Physik habe ich auch eine grobe Ahnung. Ich kann mit Gesetzen umgehen und weiß, welche relevanten Behörden es gibt. Ich kann komplexe Probleme in der Wirtschaft zwar ad hoc nicht lösen, aber zumindest im ersten Schritt verstehen und mir den Rest sukzessiv erarbeiten.

Gibt es einen guten Tipp für (zukünftige) Studierende der Ingenieurökologie?

Ihr habt eine gute Wahl getroffen! Zieht es durch, und sucht euch einen Job! Ihr könnt auch nebenbei arbeiten. Das funktioniert! Die Professoren sind sehr gut vernetzt und wenn ihr es wollt, werden sie euch sicherlich dabei unterstützen! Geht in die Bereiche, die wehtun! Damit habt ihr einen viel größeren Hebel, um etwas zu ändern. Auch wenn es schwer ist.

Was wäre ein Wunsch an die Zukunft (mit ingenieurökologischer Brille)?

Ganz allgemein wünsche ich mir eine einheitliche Bundesländerregelung! Die Ersatzbaustoffverordnung ist dabei ein sehr guter Ansatz, jedoch machte es Bayern mit der Länderöffnungsklausel unnötig kompliziert. Ansonsten wünsche ich mir, dass mehr präventiv gehandelt wird und nicht erst, wenn die Schäden entstanden sind.

Rezyklierte Gesteinskörnung aus aufbereitetem Altbeton. (Foto: Cemex Deutschland AG)
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