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AG Ingenieurökologie - Glokal gedacht: lokale innovative Lösungen für globale Umweltherausforderungen – das Förderprogramm CLIENT

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Glokal gedacht: lokale innovative Lösungen für globale Umweltherausforderungen – das Förderprogramm CLIENT

Glokal gedacht: lokale innovative Lösungen für globale Umweltherausforderungen – das Förderprogramm CLIENT

Das CLIENT- und CLIENT-II-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat über 14 Jahre hinweg internationale Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung gefördert. Mit mehr als 100 Projekten in 33 Ländern und einem Gesamtvolumen von etwa 200 Millionen Euro hat das Programm zwei Hauptziele verfolgt: die Stärkung internationaler Zusammenarbeit und die Markteinführung nachhaltiger Innovationen. Am 28. und 29. November 2024 fand in Berlin die dritte CLIENT-Konferenz statt, auf der auch wir von der Hochschule Magdeburg-Stendal mit einem Stand präsent waren.

Die Hochschule Magdeburg-Stendal im CLIENT-Programm

Dem CLIENT- bzw. CLIENT-II-Förderprogramm verdankt die Arbeitsgruppe Ingenieurökologie der Hochschule Magdeburg-Stendal viel: nicht nur angewandte Forschung in internationalen Projekten in Zentralasien und vor allem Vietnam, sondern auch eine sich etablierte, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Praxispartnern und Forschungseinrichtungen in den Partnerländern. Daraus ist zum Beispiel die seit über 6 Jahren bestehende Hochschulpartnerschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Industriellen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam entstanden.

„Mitgebracht“ hat die Forschung in diesem Förderprogramm Prof. Dr. Petra Schneider, als sie 2015 von einem Consulting-Unternehmen an die Hochschule wechselte. Seitdem hat sie in fünf CLIENT-Projekten mitgewirkt, davon drei mit der Hochschule Magdeburg-Stendal als Projektpartner. Angefangen hat es ihrerseits mit dem Verbundvorhaben SAFEUSE (2013 - 2016), das innovative Konzepte für die nachhaltige Sicherung und intelligente Nachnutzung der stillgelegten Gò Cát Deponie in Ho Chi Minh Stadt entwickelte, die ebenso als Vorbild für andere Deponiestandorte in der Region dient. Projekte wie MAREX (2015 - 2019), SAND! (2019 - 2022) und auch das aktuelle Vorhaben RENO-TITAN (2023 - 2026) konzentrier(t)en sich auf den verantwortungsvollen und effizienten Umgang mit mineralischen Ressourcen vor allem für die Bauwirtschaft: Denn der rasante Städtebau in Vietnam führt zu einer stark steigenden Nachfrage nach knappen mineralischen Rohstoffen wie Kies und Sand mit oft schwerwiegenden Umweltfolgen. So wurden im Projekt SAND! durch das Projektteam potenzielle nachhaltige alternative Zuschlagstoffe für das Bauwesen nach Qualität und Ökobilanz bewertet, unter anderem Reisschalenasche, Flugasche, industrielle Schlacken und recycelte Bau- und Abbruchabfälle für verschiedene Anwendungen wie Beton, Straßenbau und Deponieabdeckungen. Aktuell widmet sich RENO-TITAN den Optionen einer sicheren Wiederverwendung oder falls nötig Entsorgung von radioaktiven Reststoffen aus dem Titanbergbau in Vietnam.

Thematische Vielfalt: Sieben Felder, sieben Beispiele

Die Vielzahl von Projekten im CLIENT-II-Programm deckte 7 Themenfelder ab und fand in 32 Ländern statt. Anbei ein paar Beispiele – nicht nur von unserer Seite:

  • Rohstoffeffizienz & Kreislaufwirtschaft: Das Projekt BestBioPLA (2019 - 2022) entwickelte in Brasilien biobasierte Kunststoffe für die Automobilindustrie, die sowohl mechanisch beständig als auch biologisch abbaubar sind.
     
  • Naturrisiken: Das Projekt TRANSPOND (2017 - 2020) entwickelte ein grenzüberschreitendes Umweltinformationssystem zwischen Kirgisistan und Usbekistan zur schnellen Reaktion bei Starkregen oder Erdrutschen, die radioaktive Uranbergbau-Altlasten in den Syr Darya freisetzen können. (An diesem Projekt war die Hochschule Magdeburg-Stendal maßgeblich beteiligt.)
     
  • Wassermanagement: In Kasachstan arbeitete das TERESA-Projekt (2021 - 2024) an der Integration blau-grüner Infrastruktur (naturbasierte Lösungen für Wassermanagement und Stadtbegrünung) in der schnell wachsenden neuen Hauptstadt Astana, um Überflutungen zu vermeiden und die Trinkwasserversorgung zu sichern.
     
  • Landmanagement: Das Locust-Tec-Projekt (2018 - 2023) bekämpfte in Kasachstan Heuschreckenplagen durch innovative Satelliten- und Drohnentechnologie.
     
  • Klimawandelanpassung: CapTain Rain (2021 - 2024) arbeitete in Jordanien an der Vorhersage und Prävention von Sturzfluten sowie der Nutzung des wertvollen Regenwassers in der Hauptstadt Amman und der Region um das UNESCO-Weltkulturerbe Petra.
     
  • Klimaschutz/Energieeffizienz: Das EnaTex-Projekt (2021 - 2025) optimiert in Indonesien die Energieeffizienz in der Textilindustrie durch innovative Technologien und erneuerbare Energien, mit dem Ziel mindestens 15% Primärenergie einzusparen.
     
  • Nachhaltige Energiesysteme: EnerSHelF (2019 - 2023) entwickelte in Ghana Lösungen für eine zuverlässige Stromversorgung von Gesundheitseinrichtungen durch Photovoltaik.

Zentrale Erkenntnisse aus dem Client-Programm

Die langjährige internationale Zusammenarbeit im Rahmen des Client-Programms hat wertvolle Einsichten für zukünftige Entwicklungsprojekte hervorgebracht. Diese lassen sich in zwei Kernbereiche gliedern:

Verstetigung nachhaltiger Lösungen

Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die langfristige Verankerung der Projektergebnisse vor Ort. Die Instandhaltung und Wartung der entwickelten Systeme erweisen sich dabei als kritischer Punkt. Es reicht nicht aus, technische Lösungen zu implementieren – vielmehr müssen von Beginn an klare Verantwortlichkeiten definiert und entsprechende Verträge noch während der Projektlaufzeit abgeschlossen werden. Die frühzeitige Einbindung lokaler oder anderer Behörden ist dabei unerlässlich, da sie die spätere Übernahme und Weiterführung der Projekte sicherstellen. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass neben Forschungseinrichtungen eine ausgewogene Mischung aus behördlichen und privatwirtschaftlichen Partnern optimal ist. Während gut vernetzte Regierungspartner wichtige Türöffner sein können, ermöglichen Industriepartner oft erst die praktische Umsetzung und Markteinführung der Innovationen. Eine besondere Herausforderung für einige Privatunternehmen als Projektpartner stellt aber der hohe erforderliche Eigenanteil bei der Projektfinanzierung dar.
Ein bewährter Ansatz ist die Entwicklung „anfassbarer“ Demonstrationsprojekte. Dies erleichtert nicht nur die Kommunikation, sondern auch die spätere Verstetigung der Ergebnisse.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Der Aufbau von Vertrauen zwischen den internationalen Partnern braucht Zeit und Geduld. Erfolgreiche Projekte zeichnen sich durch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe aus, bei der sich der Status der Partner im Laufe der Zeit angleicht. Dabei ist es wichtig, von der im Partnerland vorhandenen Motivation auszugehen und flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren.

Generell wurde festgestellt, dass Projekte zu Umweltinnovationen von den Partnerländern durchweg begrüßt und die sich daraus ergebenden Produkte und Fähigkeiten als Wettbewerbsvorteil wahrgenommen werden.

Mit einer außergewöhnlich langen Laufzeit von 14 Jahren hat das Programm neue Maßstäbe für internationale Forschungskooperationen gesetzt. Auch wenn es kein CLIENT III geben wird, wird die AG Ingenieurökologie der Hochschule Magdeburg-Stendal weiterhin zukunftsweisende internationale Forschungsarbeit im Bereich der Umweltinnovationen fortsetzen und dabei auf ihr etabliertes internationales Netzwerk aufbauen.

Conrad Dorer, Prof. Dr. Petra Schneider von der Hochschule Magdeburg-Stendal sowie Dr. Christian Kunze (IAF Radioökologie GmbH) repräsentieren das CLIENT-II-Projekt RENO-TITAN.Stand der Hochschule Magdeburg-Stendal mit dem aktuellen CLIENT-II-Projekt RENO-TITAN (2023 - 2026) und seinem Vorgängerprojekt SAND! (2019 - 2022).Das CLIENT-II-Projekt DUB-GEM (2019-2022) zielte darauf ab, radioaktive Belastungen an ehemaligen Uranbergbau-Standorten in Zentralasien mithilfe von Drohnen zu erkunden - eine kostengünstige Alternative.CLIENT-Konferenz am 28.11.2024 - mit 33 Ländern gab es Projekte zu Nachhaltigkeitsinnovationen seit 2010.Das CLIENT-Projekt SAFEUSE (2013 - 2016) entwickelte innovative Konzepte für die nachhaltige Sicherung und intelligente Nachnutzung der stillgelegten Gò Cát Deponie in Ho Chi Minh City, Vietnam.Konferenz an der Industriellen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt Vietnam im Rahmen des CLIENT-Projektes SAFEUSE (2013 - 2016).
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